'Kanäle – Adern der Industriellen Revolution' weiterlesen. Zum Inhalt springen. Einst größte Kupfermine der Welt“. Wie in Wales. Wesentlicher Bestandteil des Blutkreislaufes sind die Adern. Dabei unterscheidet man die Blutgefäße je nach Größe. Die kleinste Frau der Welt. Oleg Jurjew hat sich als Romancier, Dramatiker, Essayist und Übersetzer einen Namen gemacht. Fast alle Bücher des Hilde-Domin-Preisträgers haben eine Beziehung zum Judentum und zu russischer Geschichte und Kultur, denn er wurde 1959 im kommunistischen Leningrad als Kind jüdischer Eltern geboren. Seine Gedichte entwerfen einen ganz eigenen lyrischen Kosmos. Entschleunigen In Der TretmühleHier erschließt er sich erstmals in einer sorgfältig ins Deutsche übertragenen Gedichtauswahl aus dreißig Jahren. Virtuos entwirft Jurjew fantastische Geschöpfe: Da hört man die 'Kampfmaschine Hummel' surren und vernimmt das 'Geklopfe der Straßenbahnreptilien'. Dem Leser werden unvermutet 'achtflüglige Hinkebeinlibellen' vor Augen geführt. Nein, das ist kein rasch verpuffender Zirkuszauber. Der Balanceakt der Kreatur, die sich auf 'hitzegehärtetem Messer' bewegt, wirkt ebenso komisch wie grausam. Groteske Kippfiguren sind den Gedichten Jurjews eigen. Schöne Naturbilder stürzen jäh ins Bedrohliche und Profane. Der romantische Mond verwandelt sich in einen 'angenagten Hartquark'. Der bittere biografische Hintergrund verdüstert vor allem die Verse, die Jurjew vor seiner Übersiedlung 1991 nach am Main schrieb. Sie sprechen von einer menschlichen Befindlichkeit des Mangels, der Mattigkeit, der Leere. Was seinen Figuren bleibt, ist die Akustik des Himmels, der bei ihm 'jüdische Adern' hat - und des Meeres, dem er 'jüdische Mützen' aufsetzt. Als das Tauwetter der Perestroika einsetzte, war Jurjew bereits ein in den Literaturszenen von St. Petersburg, Moskau und Odessa berühmter Poet. Als er 1991 nach Frankfurt am Main übersiedelte, holte ihn das Gespenstische seiner frühen Erfahrungen bis in die Nuancen der Metaphern ein. Fürstin Charlène Von Monaco Wird 40Die 'russischen Rundwände', die er einst im Gedicht 'Abend und Nacht' in die 'Schächte am Weltrand' stürzen ließ, kehren jetzt als Knicke und Winkel zurück. Selbst im absurden Porträt 'Frauen, nachts, mit Brillen' formen sich 'Lippen zum Kniff'. Lauter Balance-Akte zwischen Tragik und Komik beherrschen die Straßenszenen. Die Tonlage vagabundiert zwischen Erhabenem und Profanem. Schöpfungs-Pathos und Alltags-Lakonie ergeben in ein- und demselben Gedicht ein untrennbares Gemisch, desgleichen Sentimentalität und Ironie. Vielfach bezieht sich Jurjew auf Werke von Paul Celan, Heinrich Heine, Joseph Brodsky, Gogol, Tolstoi; ein paar Zeilen Marilyn Monroes nimmt er zum Anlass, das Schöne mit Rostigem, Verfaultem und Leerem zu kontrastieren. Es gilt der Seufzer, den er in seinem 'Alexandrialied' ausstößt: 'Kein Oben, kein Ende, nur Meer./ Gott, wenigstens ein Segel haben!' Oleg Jurjew: In zwei Spiegeln. Russischen v. Elke Erb u.a. Jung und Jung, Salzburg. 144 S., 22 Euro.
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February 2019
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